Der Pass spielt keine Rolle: Im Paketzentrum Eutingen arbeiten Menschen aus 32 Nationen gut zusammen

Auflegen oder abtragen. Die Mehrzahl der 500 Beschäftigten im Paketzentrum Eutingen geht einer dieser beiden Tätigkeiten nach. Es ist schwere körperliche Arbeit. Dafür genügen minimale Sprachkenntnisse, um einen ordentlich nach Tarif bezahlten Job zu ergattern. Für Menschen aus vielen Nationen bedeutet der Job bei DHL daher den Einstieg in die Arbeitswelt in Deutschland. Viele bleiben DHL lange treu.

© Deutsche Post DHL Group | Während des weihnachtlichen Starkverkehrs radelt Jutta Reister durchs Paketzentrum Eutingen und motiviert mit Süßigkeiten ihre Kolleginnen und Kollegen.

150 Jobs hat Jutta Reister, Leiterin des Paketzentrums Eutingen, im Moment zu vergeben. Nur mit so vielen Zusatzkräften lässt sich die Paketflut während des Starkverkehrs zu Weihnachten bewältigen. "Alle anderen Paketzentren stehen vor derselben Aufgabe", sagt die DHL-Managerin. "Aber wir tun uns in Eutingen besonders schwer, unsere vielen Jobs zu besetzen." Der Grund dafür: Als das Paketzentrum vor 25 Jahren gebaut wurde, steckte das Internet noch in den Kinderschuhen. Niemand rechnete damit, dass der Online-Handel einmal die heutigen Dimensionen annehmen und DHL derartig hohe Paketmengen bescheren würde. Deshalb spielte bei den Planungen die verkehrsgünstige Lage des Paketzentrums die Hauptrolle. Dass in der eher kleinen Gemeinde wie Eutingen im Gäu zu Normalzeiten mal 500 und in Spitzenzeiten rund 650 Frauen und Männer Arbeit im Paketzentrum finden würden, hätte Mitte der 1990er-Jahre niemand gedacht. Die Personalstärke lag damals bei einem Drittel der heutigen Belegschaft.

Auch wenn der lokale Arbeitsmarkt recht klein ist, zeigt sich Jutta Reister dennoch zuversichtlich, genügend Arbeitskräfte zu finden. DHL hat einen guten Ruf bei Aushilfskräften, die Arbeit wird nach Tarif bezahlt, in der Nacht gibt es Zuschläge. Die Chefin des Paketzentrums ist auch schon sehr gespannt darauf, aus welchen Ländern ihre Neuzugänge kommen - dies aber eher aus Privatinteresse. "Der Pass spielt hier keine Rolle", sagt sie. "Es zählt der Einsatz." Der ist hoch. Beim Auflegen etwa lautet die Anforderung 1.000 Pakete pro Stunde.

Türkinnen, Syrer und Afrikaner arbeiten Hand in Hand

Trotz der hohen Beanspruchung arbeiten viele Frauen im Paketzentrum. "Ohne unsere türkischen Kolleginnen würde der Betrieb in der Nachtschicht nicht funktionieren", erklärt Jutta Reister. Weshalb ist die Nachtschicht gerade bei Türkinnen so beliebt? Es gibt Nachtzuschläge und die Arbeit passt gut in den Tagesablauf. Die meisten Frauen kommen aus Sindelfingen und Umgebung und sind Mütter. "Der Mann geht am Tag beim Daimler zum Schaffen", berichtet die Schwäbin Jutta Reister, "die Frau arbeitet in der Nacht bei uns." Kommt der Mann am Feierabend nach Hause, übernimmt er die Kinder, während sich seine Frau noch ein paar Stunden schlafen legt. Gegen Mitternacht steigt sie ins Auto und fährt damit zur Arbeit nach Eutingen. Dort ist morgens um halb sieben Schichtende. Dann fahren die Frauen nach Hause, schicken die Kinder zur Schule und legen sich wieder ins Bett. Aufgestanden wird, wenn die Kinder aus der Schule kommen. Anschließend kümmert sich die Frau um den Haushalt und die Hausaufgaben der Kinder, bis der Mann wieder von der Arbeit kommt. "Nachtarbeit und Schlafen auf zwei Etappen ist anstrengend", sagt Jutta Reister. "Aber die meisten Frauen kommen damit zurecht, etliche sind seit vielen Jahren dabei."

Während in der Nachtschicht viele Türkinnen im Eutinger Sortierzentrum arbeiten, legen in der Tagschicht zwischen 13.00 Uhr und 20.30 Uhr viele Syrer und Afrikaner Pakete aufs Band oder tragen sie ab. Dies liegt vor allem daran, dass die meisten von ihnen mit dem Zug oder dem Rad zur Arbeit kommen. Viele von ihnen würden wegen des Nachtzuschlags gern in die Nachtschicht wechseln, aber nachts fährt kein Zug und mit dem Rad ist die Strecke noch ungemütlicher als tagsüber. Die meisten der Mitarbeiter aus Syrien und den afrikanischen Staaten kamen 2015 nach Deutschland, haben bei DHL sozialversicherungspflichtige Vollzeitjobs gefunden und sind durch die Arbeit gut integriert. Konflikte sind selten. Die allermeisten Männer haben sich daran gewöhnt, dass es in Deutschland auch Chefinnen gibt, deren Anweisungen zu befolgen sind. Neben Menschen aus der Türkei, aus Syrien, dem Irak, Afghanistan und afrikanischen Staaten von Mali bis Äthiopien arbeiten auch Menschen aus Osteuropa für DHL in Eutingen. Und natürlich gibt es auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Gäu und vielen anderen Regionen Baden-Württembergs.

Die Arbeit bei DHL ist bei Menschen aus dem Ausland auch deshalb so beliebt, weil minimale Sprachkenntnisse genügen, um einen guten Arbeitsplatz zu finden. Dies bedeutet aber nicht, dass die körperlich anstrengenden Hilfsarbeiten den Mitarbeitern aus dem Ausland übertragen werden und höher qualifizierte Tätigkeiten den Deutschen vorbehalten bleiben. Auch beim Aufstieg spielt der Pass keine Rolle. Schon wer einen Scanner bedienen kann und rudimentäre Computerkenntnisse besitzt, hat Chancen auf eine qualifiziertere Tätigkeit. Bei DHL in Eutingen gibt es ungarische und russische Aufsichten, ein Schichtleiter stammt aus Russland und der Beladetrainer Said Houri aus Tunesien. Für seine Chefin Jutta Reister ist er ein Glücksgriff: "Den Deutschen gibt er sein Fachwissen auf Deutsch weiter, mit unseren arabischen Kollegen spricht er Arabisch und mit unseren Westafrikanern Französisch."

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