Kein Wohlstand ohne globalen Handel
Vorstandsvorsitzender Dr. Frank Appel zur Schlüsselbranche der Globalisierung und der Bedeutung des Drehkreuzes Leipzig für DHL.
Herr Dr. Appel, das neue Luftfrachtdrehkreuz am Flughafen Leipzig/Halle gilt als eines der modernsten seiner Art weltweit. Nirgendwo in Europa bewegt die DHL mehr Güter als in Sachsen und Sachsen-Anhalt. Sie gehen sogar von einem weiteren Wachstum aus. Worauf beruht ihr Optimismus?
Appel: Seit Jahren übersteigt das Wachstum des Welthandels das der globalen Wirtschaft. Nach Berechnungen der Welthandelsorganisation sind im vergangenen Jahr Waren im Wert von über 12.000 Milliarden Dollar exportiert worden. Zur Jahrtausendwende belief sich das Volumen auf gerade einmal 6.500 Milliarden Dollar. Die Logistik ist in diesem weltweiten Prozess einer der entscheidenden Treiber und muss parallel dazu weiter entwickelt werden. Der Standort Deutschland macht beispielhaft deutlich, welchen Stellenwert die Logistik tatsächlich besitzt.
Wohl einen hohen Stellenwert?
Appel: Einen sehr hohen. Diese Branche ist hierzulande neben dem Maschinenbau die zweitgrößte. Sie setzt jährlich rund 170 Milliarden Euro um und beschäftigt etwa 2,6 Millionen Menschen - das ist beinahe jeder zwölfte Erwerbstätige in der Bundesrepublik. Das bedeutet: Ohne globalen Handel kein Wohlstand. Und dieser Trend geht weiter. Um in der Logistik-Champions-League auch künftig ganz oben mitzuspielen, braucht unser Konzern in Europa einen konkurrenzfähigen Air Hub für das internationale Netzwerk von DHL.
Sie klingen sehr zuversichtlich, was die Entwicklung des globalen Güterverkehrs anbelangt?
Appel: Mit Recht. Ich muss mir dafür nur die ökonomischen Basisdaten genau ansehen. Während der Welthandel 2007 um sieben Prozent gewachsen ist, kletterte die Weltwirtschaft im selben Zeitraum um 4,9 Prozent. Für das laufende Geschäftsjahr sagt die Weltbank dem globalen Handel einen Anstieg um 7,4 Prozent voraus, dem Wirtschaftswachstum aber wiederum nur 4,9 Prozent. Es ist also kein Wunschdenken, wenn wir diesen positiven Trend auch in den nächsten Jahren erwarten. Mit dem neuen Hub in Leipzig sind wir für die kommenden Herausforderungen der Logistikwelt bestens aufgestellt.
Was waren eigentlich die Gründe, ihr neues Drehkreuz gerade in Sachsen zu bauen?
Appel: Das neue Drehkreuz am Flughafen Leipzig/Halle sorgt letztlich für eine noch schnellere Vernetzung der wichtigsten Wachstumsmärkte der ganzen Erde. Dieser Wettbewerbsvorteil ist eine unserer Trumpfkarten im globalisierten Güteraustausch. Expresstempo und Wirtschaftlichkeit sind dabei entscheidende Faktoren. Beides können wir heute von Leipzig aus unseren Kunden besser bieten als vom ehemaligen Europa-Hub in Brüssel aus. Dort hatten wir langfristig betrachtet zu wenige Kapazitäten, denn das Sendungsvolumen im europäischen Luftexpressverkehr steigt kontinuierlich. Mit unserer Entscheidung für Leipzig wollten wir aber auch ein Zeichen für den Standort Deutschland setzen. Nicht zuletzt legt DHL den Grundstein für einen wirtschaftlichen Aufschwung der ganzen Region und bietet vielen Menschen eine Perspektive.
Können Sie die Kundenvorteile des Standortes Leipzig konkretisieren?
Appel: Aber gern. Die zentrale Aufgabe des Air Hubs Leipzig wird es sein, die interkontinentalen Flugzeiten unserer Maschinen zu verkürzen. Das bedeutet: Sendungen, die bis zum Nachmittag in den Ballungszentren von Deutschland, Großbritannien, den Niederlanden, Belgien, Frankreich und Italien abgeholt werden, können nun bereits am folgenden Tag an alle weltweiten Geschäftsadressen unserer Kunden zugestellt werden. Darüber hinaus haben wir neue Destinationen in unseren Flugplan aufgenommen. Auch die Nähe zu den schnell wachsenden Märkten der neuen EU-Länder bzw. zu ganz Osteuropa ist ein echter Wettbewerbsvorteil.
Neben der Technik sind Umweltschutz und Nachhaltigkeit besonders beeindruckende Aspekte des Drehkreuzes. Wie stehen Sie persönlich zu diesem neuen Ansatz?
Appel: Das ist mir äußerst wichtig! Wer als Vorstandsvorsitzender Verantwortung tragt für den größten Logistikkonzern der Welt, der muss in dieser Richtung klare Zeichen setzen. Das habe ich mit meinen Vorstandskollegen auch bereits in größerem Rahmen getan: Mit unserem Konzernprogramm GoGreen haben wir als erstes Unternehmen der Branche ein konkret messbares Klimaschutzziel gesetzt. Und wir wissen, dass unsere Mitarbeiter und unsere Kunden das sehr gut finden.