Zehn Briefzentren im Süden werden 15
2013 feiern zehn Briefzentren in Bayern und Baden-Württemberg Geburtstag: Sie werden 15 Jahre alt. Seit sie 1998 in Betrieb genommen wurden, haben Milliarden Briefe ihre Sortiermaschinen durchlaufen - in jedem einzelnen Briefzentrum, wohlgemerkt.

Eine der neuen Sortieranlagen, die im Zuge der Modernisierung in den Briefzentren installiert wurden. Aber natürlich läuft auch bei modernster Technik nichts ohne kompetente Mitarbeiter.
15 Jahre, das klingt noch gar nicht so beeindruckend. Aber bei diesem Jubiläum ist es auch nicht das Alter, das einen staunen lässt, sondern die Zahl der Sendungen, die seither in den Briefzentren bearbeitet wurden, und die Technik, die dahintersteckt. Drei Milliarden Briefe wurden etwa im Briefzentrum Rosenheim sortiert - ausgeschrieben ist das eine Zahl mit neun Nullen. Aber es geht noch mehr: Im etwas größeren Briefzentrum Starnberg, ebenfalls in Oberbayern, machten sich sogar 3,5 Milliarden Briefe auf die Reise zu ihren Empfängern. Hintereinandergelegt würden diese Briefe eine Strecke bilden, die 18-mal um die ganze Welt führt - oder knapp einmal zum Mond und zurück.
3,5 Milliarden Briefe in 15 Jahren, das sind mehr als 230 Millionen pro Jahr. Bei 220 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Starnberger Briefzentrum kommt also auf jede einzelne Arbeitskraft im Jahr statistisch mehr als eine Million Briefe. Aber natürlich werden die Sendungen bei der Deutschen Post längst nicht mehr per Hand sortiert. Diesen Job übernehmen modernste Sortieranlagen, mit deren Tempo kein Mensch mithalten könnte.

Förderbänder in einem Briefzentrum: Vollautomatisch werden die Behälter mit Briefen durch die große Anlage transportiert.
Von 1.000 auf 82
Mitte der 1990er Jahre wurden die ersten Briefzentren in Betrieb genommen. Bis dahin wurden die Briefe in einem hochkomplizierten Netz aus 1.000 Briefbearbeitungsstellen sortiert. Meist geschah das von Hand - doch das war langsam und teuer. Deshalb wurde das Konzept "Brief 2000" entwickelt. Dabei wurden die Sortierstellen Schritt für Schritt durch die ungleich größeren, modernen Briefzentren ersetzt. Am 4. Dezember 1998 war das Konzept mit der Eröffnung des Briefzentrums Regensburg abgeschlossen: Aus 1.000 Bearbeitungsstellen waren 82 moderne Sortierzentren geworden. Je nach Briefaufkommen sind sie in die Größen S bis XXL eingeteilt - mit München feiert auch eines der XXL-Zentren dieses Jahr seinen Geburtstag.
Etwas kleiner ist ein anderer Jubilar, das Briefzentrum in Kempten. Brigitte Kiehn arbeitet seit 1986 bei der Deutschen Post und hat die Umstellung von der Handsortierung zur Sortiermaschine mitgemacht. Vor der Eröffnung des Briefzentrums 1998 bestand ihre Arbeit und die ihrer Kolleginnen darin, die vielen eingehenden Briefe von Hand nach Postleitzahlen zu sortieren. Das hieß: Jedes Kuvert musste in die Hand genommen, angesehen und in das richtige Fach sortiert werden, und das natürlich möglichst flott, denn die Zahl der Briefe war schon damals hoch. Eine Arbeit, die körperlich und geistig fordernd war. "Gerade am Anfang habe ich manchmal nachts von Postleitzahlen geträumt", erinnert sich Brigitte Kiehn.
Das Sortieren nimmt ihr nun die Maschine ab, doch flink muss sie immer noch sein: Wenn die Sortiermaschinen im Minutentakt die Behälter mit der sortierten Post ausspucken, nimmt sie Kiehn entgegen und bringt sie zur nächsten Station, bevor sich irgendwo die sortierte Post staut. Es ist also nicht so, dass sie heute wenig zu tun hätte - ohne kompetente Mitarbeiter geht auch in den modernen Briefzentren nichts. Aber: "Für das Sortieren brauchte man ungemein Konzentration, das war für den Kopf recht belastend. Diese Belastung haben wir heute dank der Maschinen nicht mehr."
Die Maschinen entlasteten nicht nur die Mitarbeiter, sie beschleunigten auch den Sortiervorgang und damit die Laufzeiten der Sendungen - heute werden in Deutschland 95 von 100 Briefen am nächsten Werktag zugestellt. Der größte Teil aller Briefe konnte schon 1998 vollautomatisch sortiert und weiterbearbeitet werden. Doch der technische Fortschritt macht keine Pause, deshalb hat die Deutsche Post in den vergangenen vier Jahren deutschlandweit gut 400 Millionen Euro in neue Sortieranlagen investiert. Es wurden 288 neue Sortiermaschinen für Standard- und Kompaktbriefe gekauft sowie 87 Sortieranlagen für Groß- und Maxibriefe, die zuvor besonders schwierig automatisch zu sortieren waren. Alle 82 Briefzentren in Deutschland, auch die zehn Jubilare aus dem Süden, wurden auf diese Weise bis 2012 modernisiert. Damit liegt die Quote der Briefe, die automatisch bearbeitet werden können, heute bei stattlichen 92 Prozent. Die neuen Anlagen sind nicht nur schneller und zuverlässiger, sie brauchen auch 22 Prozent weniger Strom. Da außerdem weniger Sortierschritte nötig sind, werden auch die CO2-Emissionen um fast 5.000 Tonnen pro Jahr reduziert. Die Briefzentren sind heute also nicht nur flotter, sondern auch umweltfreundlicher als je zuvor.
Die Jubilare
Insgesamt zehn Briefzentren feiern im Süden Deutschlands 2013 ihren 15. Geburtstag. In Bayern sind neben Starnberg und Rosenheim Landshut, Freising, München, Regensburg und Kempten unter den Geburtstagskindern, in Baden-Württemberg Ulm, Pforzheim und Offenburg.